Was könnte gelingende Wissenschaftskommunikation sein?

16 Tipps für Wissenschaftler:innen aus Sicht der Motivationspsychologie zur Wissenschaftskommunikation

Wissenschaftskommunikation

1. Wissensbewusstheit. WO fängt mein Wissen als Wissenschaftler:in an und WO hört es auf. Insbesondere bei der Kommunikation bezüglich Omicron. 

2. Vermittlung von Grenzen. Proaktiv kommunizieren, wo das eigene Wissen aufhört und wo Unsicherheit & das eigene Nicht-Wissen anfängt. 

3. Ziele definieren. Welches Ziel soll die Wissenschaftskommunikation haben? Versteckte Ziele und Interessen müssen ggf. offengelegt werden. 

4. Zeit & Raum für Komplexität nehmen. Insbesondere sollten Fernwirkungen, Nebenwirkungen und zeitliche Dynamiken berücksichtigt und kommuniziert werden. 

Wie kann ich mit meiner Angst konstruktiv umgehen?

Eine kleine Anleitung aus Sicht der Motivationspsychologie: Wie kann ich mit meiner Angst konstruktiv umgehen?

Wie kann ich mit meiner Angst konstruktiv umgehen?

  1. Angst ernst nehmen. Angst signalisiert eine potentiell unberechenbare und potentiell bedrohliche Umweltsituation. Angst ist (über)lebenswichtig.
  2. Angst aushalten. Unstimmigkeiten und Bedrohungen können besonders präzise unter einer negativen Affektlage analysiert werden.
  3. Schweregrad bestimmen. Nah-, Fern- und Nebenfolgen berücksichtigen: welche Folgen hat die Pandemie für mich, für andere, für die Gesellschaft.
  4. Persönliche Risikofaktoren. Gibt es persönliche Risikofaktoren für mich, etwa Vorerkrankungen, die die Pandemie für mich besonders gefährlich macht?
  5. Gefahrensituationen erkennen. Gibt es Gefahrensituationen in die ich mich (regelmäßig) begeben muss und dann entsprechend schützen muss?
  6. Verantwortungsübernahme. Für welche Gefahrensituation sollte ich eine persönliche Verantwortung übernehmen? Wann kann (und sollte) ich Verantwortung abgeben?

Rezension zu Walter Isaacson The Code Breaker

Rezension zu Walter Isaacson The Code Breaker: Jennifer Doudna, Gene Editing, and the Future of the Human Race

Rezenstion zu Walter Isaacson The Code Breaker

Vielleicht das Buch des Jahres: Walter Isaacon beleuchtet in „The Code Breaker“ die Hintergründe der Forschung, die u.a. die Produktion von mRNA-Impfstoffe ermöglicht haben. Eine Rezension.

Walter Isaacson nimmt uns mit auf die Reise in das menschliche Genom. Das Buch handelt von der Erforschung der RNA und wie man diese verändern kann. Erzählt wird vor allem aus der Perspektive der Nobelpreisgewinnerin Jennifer Doudna.

Aber dieses Buch ist mehr als eine Biographie, auch die vielen Forscherinnen und Forscher, die in diesem Feld eine Rolle spielten (und spielen) und ihre Entdeckungen werden ausführlich vorgestellt. Dabei erzeugt Walter Isaacson – gestützt auf viele Interviews – eine Atmosphäre als wäre er selber dabei gewesen.

Systemeigenschaften einer pandemiegerechten Schule: Ableitung von 14 Kriterien für eine mittelfristige Schulentwicklung in Zeiten von COVID19.

Wie sollten die systemeigenschaften einer pandemiegerechten Schule aussehen?

Systemeigenschaften einer pandemiegerechten Schule

Wie soll es mit den Schulen in Zeiten von Corona weitergehen? In der aktuellen Diskussion (Stand 25.2.2021) werden vor allem Schnelltests und Impfungen genannt. Diese beiden Maßnahmen sind natürlich wichtig. Aber viel entscheidender ist ein Gesamtpaket von Maßnahmen, die aufeinander abgestimmte sind und sich gegenseitig ergänzen. Diese Maßnahmen sollten im Rahmen einer mittelfristigen Schulentwicklung umgesetzt werden und zu den Systemeigenschaften einer pandemiegerechten Schule führen, die ich im Folgenden aufliste:

1. Reaktionsschnelligkeit. Die Ausbreitung von #COVID19 muss bei einem Ausbruch möglichst schnell gestoppt werden. Auf Warnhinweise, z.B. Ergebnisse von Schnelltests schnell und konsequent reagieren -> 5 Tage Homeschooling + weitere Testung. 2/15

Systemeigenschaften einer pandemiegerechten Schule

2. Verringerung von Knotenpunkten. Insbesondere Superknoten müssen konsequent vermieden werden, etwa durch Fachunterricht im Digitalformat. 3/15

3. Kohortierungsprinzip. Durch die Einhaltung strikter Kohortierung inklusive der Bezugspersonen können große Ansteckungscluster vermieden werden. Dies gilt auch für adjunkte Nachbarsysteme, etwa den ÖPNV. 4/15

4. Engmaschigkeit. Mögliche Ansteckungsketten müssen genau identifiziert werden, etwa durch Schnelltests, um eine möglichst hohe Zielgenauigkeit der Pandemiemaßnahmen zu erreichen und Kollateralschäden zu minimieren. 5/15

Mechanik des Covid19 Querdenkens

Eine kleine Analyse der Mechanik des Covid19 „Querdenkens“ aus motivationspsychologischer und sozialpsychologischer Perspektive.

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Mechanik des Covid19 Querdenkens

  1. Emotionale Überforderung. Die pandemische #covid19 Situation löst berechtigterweise Angst und Schrecken aus und führt bei vielen Menschen zu einer emotionalen Überforderung.
  2. Kognitive Überforderung. Die zeitlichen Verzögerungen & Dynamiken, die Neben- Fern- und Wechselwirkungen erzeugen eine große Komplexität und führt bei vielen Menschen – auch bei vielen WissenschaftlerInnen – zu einer kognitiven Überforderung. Insbesondere die „Zeitgestalt“ durch exponentielles Wachstum wird oft nur unzureichend vorausgesehen und von den meisten Menschen systematisch unterschätzt.
  3. Mechanik des Covid19 Querdenkens

  4. Verflachte Verarbeitung. Vor allem eine kognitive Überforderung kann zu einer verflachten Verarbeitung führen: etwa zur Verwendung sehr einfacher Heuristiken, die in der konkreten Pandemiesituation falsch sein können.
  5. Verdrängung. Emotionale Überforderung – insbesondere durch überstarke Ängste – kann zu Verdrängungsprozessen führen. Negative Affekte können vorbewusst verdrängt werden, bevor die Bedrohungsqualität angemessen analysiert werden kann.
  6. Emotionale Verflachung & Verleugnung. Emotionale Überforderung kann zu einer emotionalen Verflachung und einer überstarken Kognitivierung und Pseudo-Intellektualisierung führen. Es werden einseitig „Gegenbelege“ gesucht. Menschliches Leid wird dabei oft bagatellisiert.
  7. Intrusion. Menschen mit einem schwachen Selbstzugang verlieren diesen unter emotionaler Überforderung möglicherweise ganz. Sie sind dann anfällig für Einflüsterungen von Dritten (Intrusion), die alternative Narrative verbreiten.
  8. Reaktanz. Einschränkungen des eigenen Freiraums lösen eine Gegenreaktion (= Reaktanz) aus, egal, ob diese Einschränkungen epidemiologisch sinnvoll sind oder nicht.

    Wissenschaftskommunikation

  9. Vertrauensverlust in die Politik. Besonders gebrochene politische Versprechungen erschüttern die Berechenbarkeit und führen mittelfristig zu einem starken Vertrauensverlust.
  10. Vertrauensverlust in die Wissenschaft. Eine zu stark vereinfachte Wissenschaftskommunikation muss zu scheinbaren Irrtümern und Fehlprognosen führen. Insbesondere Kurskorrekturen müssen ausführlich erklärt und kommuniziert werden. Die breite Öffentlichkeit weiß NICHT, wie Forschung funktioniert.
  11. Finanzielle Interessen. Für Merchandising, Busreisen, Anwaltshonorare oder Schenkungen gilt das Gesetz der großen Zahl: auch bei anteilig geringem finanziellen Engagement kommt durch die Masse viel Geld für die Organisatoren zusammen. https://querschenken.company/
  12. Soziale Verbundenheit. Eine alternative Gruppierung kann zumindest oberflächlich das Bedürfnis nach gegenseitiger sozialer Verbundenheit und Unterstützung erfüllen.
  13. Autonomie. Alternative Narrative erzeugen eine scheinbare Wahlfreiheit: es ist nun möglich, sich gegen Maßnahmen oder den #covid19 Virus selber zu entscheiden.
  14. Kompetenzerleben. Gegenreaktionen (etwa von Politik & Wissenschaft) werden als Beleg für die eigene Wirksamkeit erlebt.
  15. Schlaue Menscheen

  16. Polarisierung. Eine eigene Position mit hoher Identifikation (Involvement) wird gerade durch starke Gegenargumente in der Regel weiter verstärkt. Es kommt zu einer Polarisierung der aufeinandertreffenden Meinungen.
  17. Schleichende Extremisierung. Extreme Meinungen entstehen nicht über Nacht, sondern driften in der Regel über einen längeren Zeitraum ab. Das „Drifttempo” wird insbesondere durch soziale Medien beschleunigt (Echokammern & Filterblasen).

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Weitere Informationen zum Mechanik des COVID19 Querdenkens:

  • Schwesterthread zu Wissenschaftskommunikation.
  • Ergänzender Spezialthread zu „schlauen“ Menschen.
  • Und eine Analyse zum Thema “Schulische Bildung in Zeiten von Corona”.
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    Schulische Bildung in Zeiten von Corona

    Was sollte schulische Bildung in Zeiten von Corona leisten?

    Schulische Bildung in Zeiten von Corona

    Bei der Frage der schulischen Bildung in Zeiten von Corona sollte nicht die künstliche Dualität im Vordergrund stehen, ob Schulen Digital- oder Präsenzunterricht anbieten. Aus Sicht der empirischen Bildungsforschung sollte in beiden Fällen sichergestellt werden, dass die für erfolgreiches Lernen notwendigen Lehr-Lernprozesse implementiert werden, insbesondere unter Berücksichtigung von Tiefenstrukturen  (Baumann, Berghäuser, Bolz, & Martens, 2021).

    • Zeitliche Rhythmisierung. Eine notwendige Voraussetzung für das Lernen ist eine ausreichende Lernzeit. Etwa  gemeinsamer Unterrichtsbeginn und -ende sowie definierte Lernzeiten können mögliche Zeitfenster vergrößern. 
    • Eigener Lernraum. Ein störungsfreier Lernraum und (technische) Lernmittel müssen in der Schule und zu Hause gewährleistet werden. Bei sozial benachteiligten Familien muss die Einrichtung des häusliche Lernraum besonders gefördert oder ggf. extern bereitgestellt werden.
    • Kognitive Aktivierung. Fokussierung auf verständnisorientierte Lernziele. Anschluss an Interessen und Vorwissen, Vermeidung von Unter- und Überforderung: Lernen in der “Zone of Proximal Development”.
    • Soziale Eingebundenheit. Die Lehrkraft sollte Wertschätzung sowie sozial-emotionale Unterstützung anbieten und insgesamt für ein förderliches Klassenklima sorgen.
    • Feedback geben. Die Lehrkräfte sollten ein lernbegleitendes qualitatives Feedback zum Lernfortschritt geben: individuell und zeitnah (Formatives Assessment).
    • Feedback holen. Die Lehrkräfte sollten sich kontinuierlich Feedback holen und ihren Unterricht entsprechend an die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler adaptieren.
    • Selbstreguliertes Lernen unterstützen. Auswahl von Lernthemen und Lernmethoden anbieten und die Selbstregulation durch systematische Reflexionsangebote wie etwa Lerntagebücher unterstützen (Self-regulated Learning). 

    Eine Langfassung dieses Beitrages ” schulische Bildung in Zeiten von Corona ” finden Sie auf Researchgate zur freien Verfügung, insbesondere ab S. 44: Baumann, M., Berghäuser, A., Bolz, T., & Martens, T. (2021). Den Fokus neu denken – Skizze eines Pandemiemanagements auf Grundlage der Bedürfnisse und Lern- und Entwicklungserfordernissen von Kindern, Jugendlichen und Familien. Socialnet.de Verfügbar unter http://d-nb.info/1226124631/34 [06.02.2021].

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    Weitere Literatur von Thomas Martens findet sich hier.