Optimale Lehr-Lernprozesse aus Sicht der empirischen Bildungsforschung
|
Disruptive Folgen bei Vernachlässigung der entsprechenden Lehr-Lernprozesse
|
Positive Beispiele für die Berücksichtigung der Lehr-Lernprozesse im (digitalen) Unterricht
|
Zeitliche Rhythmisierung.
Eine notwendige Voraussetzung für das Lernen ist eine ausreichende Lernzeit
|
Vertiefende Wissenslücken.
Durch fehlende Lernzeit entstandene Wissenslücken können sich schnell weiter vertiefen (Schereneffekt), insbesondere bei 7G-Unterricht.
|
Zeitfenster einplanen.
Z.B. gemeinsamer Unterrichtsbeginn und -ende sowie definierte Lernzeiten können mögliche Zeitfenster vergrößern. Tages- und Wochenpläne in den Distanzunterricht integrieren und transparent absprechen. Sowohl synchron als auch asynchron Lernformate schaffen. Zusätzliche Unterstützung von bedürftigen Familien mit kompensatorischen Betreuungs- oder Instruktionsangeboten. Kollaboratives Arbeiten in Kleingruppen kann die zeitliche Strukturierung systematisch unterstützen.
|
Eigener Lernraum.
Ein störungsfreier Lernraum und (technische) Lernmittel müssen in der Schule und zu Hause gewährleistet werden.
|
Ablenkung.
Durch andauernde Störungen wird die Lernhandlung immer wieder abgebrochen. Insbesondere Lernende mit geringer Konzentrationsfähigkeit werden abgelenkt.
|
Lernraum bereitstellen.
Bei sozial benachteiligten Familien muss die Einrichtung der häusliche Lernraum besonders gefördert oder ggf. extern bereitgestellt werden.
|
Kognitive Aktivierung.
Fokussierung auf verständnisorientierte Lernziele. Anschluss an Interessen und Vorwissen, Vermeidung von Unter- und Überforderung: Lernen in der “Zone of Proximal Development”.
|
Flache Verarbeitung.
Sowohl kognitive Unter- wie Überforderung kann in eine verflachte Verarbeitung resultieren, die den Lernfortschritt ausbremst. Unterforderung löst Langeweile aus und bremst die Lernmotivation. Überforderung löst Ängste und möglicherweise nachfolgende Reaktanz aus und verhindert eine tiefe Verarbeitung der Lerninhalte.
|
Persönliche Interaktion.
Die persönliche Interaktionszeit mit der Lehrperson sollte vor allem für herausfordernde Aufgaben und Fragen sowie deren Klärung genutzt werden. Der entsprechende Freiraum kann durch digitale Lehr-Lernszenarien geschaffen werden, etwa dem Flipped Classroom. Weitere Freiräume für Lehrkräfte können durch zusätzliche Betreuungskräfte, kollaborative Arbeitsformen und der systematischen Entwicklung von Open Educational Ressources geschaffen werden.
|
Soziale Eingebundenheit.
Lehrkraft bietet Wertschätzung sowie sozial-emotionale Unterstützung an und sorgt für insgesamt ein förderliches Klassenklima.
|
Sinkende intrinsische Motivation.
Wenn das Grundbedürfnis nach sozialer Eingebundenheit nicht erfüllt werden kann, sinkt insbesondere die intrinsische Motivation. Lernprozesse werden dann anstrengend oder erst gar nicht begonnen.
|
Kontakt halten.
Regelmäßiges Kontakthalten der Lehrenden mit den Lernenden ist besonders wichtig. Lieber kurze und hochfrequente Kontaktaufnahme als lang und selten.
|
Feedback geben.
Die Lehrkräfte sollten ein lernbegleitendes qualitatives Feedback zum Lernfortschritt geben: individuell und zeitnah (Formatives Assessment).
|
Fehlende Kompetenzorientierung.
Ohne eine Zielführung kann auch eine gut gemeinte Lernhandlung nicht den gewünschten Kompetenzzuwachs sichern. Dies gilt besonders für Mindestkompetenzen, etwa Lesen, Schreiben oder Rechnen.
|
Feedback diversifizieren.
Unter den Bedingungen des Fern- und Hybridunterrichts sollten die Feedbacks diversifiziert werden. Kurzfristiges und mittelfristiges Feedback sollte ggf. auf verschiedene digitale Kanäle verteilt werden, etwa wenn die primäre Lernplattform nur begrenzte Feedbackmöglichkeiten bereit hält. Feedback durch die Lehrkraft kann durch Peerfeedback ergänzt werden.
|
Feedback holen.
Die Lehrkräfte sollten sich kontinuierlich Feedback holen und ihren Unterricht entsprechend an die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler adaptieren.
|
Fehlende Passung des Unterrichts.
Ohne eine laufende Nachsteuerung durch einholen von Feedback, können Lernprozesse nicht funktionieren. Es scheitert besonders dann, wenn (bisher) funktionierende Unterrichtskonzepte ohne Anpassung auf die Pandemiebedingung übertragen werden.
|
Feedback systematisieren.
Im Fernunterricht sollten alle Lernschritte durch entsprechendes Feedback der Lernenden abgesichert werden und eine entsprechende Mikroadaptation des Unterrichts vorgenommen werden.
|
Selbstreguliertes Lernen unterstützen.
Auswahl von Lernthemen und Lernmethoden anbieten und die Selbstregulation durch systematische Reflexionsangebote wie etwa Lerntagebücher unterstützen (Self-regulated Learning).
|
Lernvermeidung.
Gerade unter Pandemiebedingungen ist ein höherer Anteil an Selbststeuerung notwendig. Ansonsten werden die Lernenden mit wenig Motivation Anstrengungen vermeiden. Dies verhindert insbesondere die Bewältigung von anspruchsvollen und/oder Lernaufgaben.
|
Lerninteressen fördern.
Insbesondere in der Pandemie muss die Lehrkraft die Umwandlung von Lebensinteressen in Lerninteressen systematisch fördern, etwa durch eine Auswahl von Lernthemen. Dies kann durch individuelle Lernmethoden und digitale Reflexionsmöglichkeiten, etwa durch E-Lerntagebücher weiter unterstützt werden.
|
Sozial-emotionale Lernprozesse explizit unterstützen.
Verknüpfung sozial-emotionaler Lernprozesse mit dem Fachunterricht sowie explizite Förderung der Selbstwahrnehmung, Selbstregulation, Fremdwahrnehmung, Beziehungsfertigkeiten sowie Problemlösekompetenzen.
|
Entwicklungsrelevante Schlüsselkompetenzen, die i.d.R. im schulischen Setting vor allem implizit (und informell) gefördert werden, können sich auf den Schulerfolg auswirken und stehen für die Bewältigung zukünftiger Entwicklungsaufgaben nicht zur Verfügung bzw. sind beeinträchtigt (insbesondere bei jungen Menschen mit psychosozialen Problemlagen).
|
Sichere, fürsorgliche, kooperative sowie partizipativ ausgerichtete Lernumgebung ermöglichen.
z.B. kooperative Lernformate in die Gestaltung des “Fernunterrichts” oder im Kontext des sogenannten Wechselmodells integrieren (z.B. peer learning, Bildung homogener und heterogener Lerngruppen).
z.B. selbstbestimmtes Lernen fördern. Bestehende didaktisch-methodische Konzepte des Distanzlernens (z.B. Collaborative Classroom) sowie spielerische Lernelemente (Gamification, ggf. ergänzt durch Apps) in Unterrichtsformate implementieren.
|
Professionalisierung von pädagogischen Fachkräften zur Schulentwicklung sowie der Förderung von Lehr-Lernprozessen unter Pandemiebedingungen.
|
Stagnation statt Innovation auf Schulentwicklungs- und Professionalisierungsebene. Wenn weiterhin immer nur auf die aktuelle Dynamik reagiert wird, ist die Gestaltung förderlicher Lehr-Lernprozesse sowie die Gewährleistung des Rechts auf Bildung für junge Menschen unter Pandemiebedingungen beeinträchtigt.
|
Proaktive und langfristige Strukturen in schulische Prozesse unter Pandemiebedingungen integrieren.
Bildung von kollegialer Kooperationsstrukturen (z.B. schulinternen Arbeitsgruppen) zu schulischen Herausforderungen.
Fort- und Weiterbildungsangebote z.B. zu den Themenschwerpunkten Distanzlernen, digitale Lernformen, Schulentwicklung unter Pandemiebedingungen sowie Umsetzung von Hygienemaßnahmen.
|